Dienstag, 1. Mai 2012
Und dann ging das Licht aus.
5.Kapitel:
So, im Bett liegend und die Augen geschlossen, versuchte ich, etwas Ordnung in meinem Gedanken-Chaos zu schaffen.
Also ganz von vorne: Am Montag stritten Len und ich uns heftig, wegen nichts und wieder nichts. Während der Woche gingen wir einander aus dem Weg, nicht besonders einfach, wenn man im selben Heim lebt, in die gleiche Klasse geht und die gleichen Freunde hat. Im Heim war Len mein einziger, richtiger Freund und so kam ich mir letzte Woche noch verlassener und einsamer vor als sonst.
Seit meine Eltern…..nein, daran denke ich jetzt nicht. Cat, du wolltest Ordnung schaffen, vergessen? Okay, weiter.
Die Woche ging quälend langsam vorbei und am Freitag wollte ich endlich etwas anders tun, als darauf zu warten, dass Len sich bei mir entschuldigt. Ich weiß nicht, vielleicht hätte ich mich entschuldigen sollen…Aber da war ich mir dann doch zu fein für.
Jedenfalls ging ich ins ‚Musik und Co.‘ ,einen Club, den Len nicht besonders mag. Ich dachte mir, dort würde mich keiner kennen, meine Clique geht meist in andere Clubs.
Da ich erst 15 bin, habe ich mich wie immer aufgebrezelt um reinzukommen. Len und die anderen sind schon über 16, ich bin also die Jüngste. Noch einen Grund, die Polizei anzulügen.
Ich war auf der Tanzfläche, tanzte zur Musik, trank einige Gläser, ich weiß nicht mehr was, und war, das erst Mal seit dem Streit glücklich und frei.
Und was dann passierte, weiß ich nicht.
Blackout.
Das Licht ging aus.


Dienstag, 17. April 2012
Und dann ging das Licht aus.
4. Kapitel:
"Bist du Cassia Lehmann?". Ich schaute auf die Uhr hinter den beiden Polizisten, die mir gegenüber saßen. Der eine, Kommissar Meininger, wir kannten uns von der Zeit, in der ich stahl, sah älter aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Links von ihm saß eine große Frau, ich schätzte sie auf 1,95m. Sie war jung, 30 oder so, und hatte blonde, vermutlich gefärbte Haare. Sie stellte sich als Frau Dr. Ludwig vor, Jugendpsychologin der Polizei. Hab ich mir schon gedacht. Blondie.

(oben:Kommissar Meininger)
Die Uhr war blau und hatte große Zeiger. Es war kurz nach elf Uhr und ich war müde, schließlich habe ich heute schon geduscht, und so ein langer Abend geht, leider, nicht ohne sich in den nächsten Tagen bemerkbar zu machen. Aber es geht mir schon deutlich besser.
„Bist du Cassia Lehmann?“, fragte mich der Kommissar noch einmal. „Sie wissen doch, wie ich heiße“, gab ich leicht genervt zurück und gähnte. Verdammte Müdigkeit.
Herr Meininger überhörte meine patzige Antwort, seine Kollegin, Blondie, schaute mich warnend an. Ich mag sie nicht, von der lass ich mir gar nichts sagen.
„Lennard Müller ist hier im Krankenhaus. Weißt du was davon?“, fuhr der Kommissar fort. Meine Überraschung war echt, als ich antwortete: „Nein! Warum denn das?“ Ich war besorgt. Len und ich haben zusammen gestohlen, dass hört sich jetzt nicht so nach dem guten Freund an, aber er war der einzige, dem ich vertraute.
„Er war am Freitag im ‚Musik und Co.‘, du weißt schon, dem Club, bewusstlos geschlagen. Der Täter ist nicht bekannt, und Len ist noch immer nicht ansprechbar. Als er einmal kurz zu sich kam, rief er deinen Namen, deswegen dachte ich, du weißt vielleicht etwas darüber.“, sagte Meininger.
Len war im gleichen Club wie ich? Oh man…ich bekam schweißige und eiskalte Hände.
„Nein, warum sollte ich? Ich war im Park, hab ein paar zu viel getrunken, deshalb bin ich hier. Im ‚Musik und Co.‘ war ich nicht, ich mag den neuen DJ nicht“, antworte ich nach einer Zehntelsekunde zögern und hoffe das Blondie nicht bemerkt, das ich lüge. Zumindest schaut sie mich nicht komisch an.
Oh man nochmal! Was ist passiert? Ich hasse Blackouts, jetzt noch mehr. Warum lüge ich eigentlich? Hat mich ja niemand beschuldigt oder so. Weil ich Angst habe, ich könnte etwas damit zu tun haben, dass Len im Krankenhaus liegt. Wir haben uns letzten Montag gestritten, vielleicht war ich im Club wütend und bin ausgetickt. Ich hoffe nicht, ich bin auch nicht der Typ für Prügeleien, aber unter Alkoholeinfluss ist niemand wie sonst… Ich war wohl ziemlich zu.
Blackout.
Der Kommissar und Blondie standen auf. Meininger gab mir die Hand: „Du solltest weniger Trinken. Und nicht klauen, klar?“ Ich grinste: „Klar.“ Die Polizisten schlossen die Tür hinter sich.
Ich warf mich erschöpft ins Bett und schloss die Augen.
Und das Licht ging aus.


Donnerstag, 22. März 2012
Und dann ging das Licht aus.
3. Kapitel:
Ich schaute in den Spiegel. Schaute weg und wieder hin.
Ich sah scheiße aus. Musste man so sagen. Müde, fertig, krank.
Mein schwarzes Haar hing fettig über meine Schulter, der Pony klebte an meiner Stirn. Außerdem wurde der Haaransatz schon wieder braun. Ich muss wieder färben, bemerkte ich. Ich starrte in die Augen meines Spiegelbildes. Grün. Und müde. Ich erledigte mein Geschäft und blickte beim Händewaschen wieder auf mein ich im Spiegel. Was ist passiert?, fragte ich mich. Es muss auf der Party passiert sein. Aber ich weiß nur noch, wie ich ankam und tanzte.
Blackout. Ich habe einen Blackout.
Fuck. Ich mag es nicht, etwas nicht zu wissen. Besonders, wenn es um mich geht. Ich war alleine in dem Club, keiner dort kannte mich, also kann auch niemanden anrufen, der mir erzählt, was geschehen ist. Ich wollte mal alleine sein, abschalten, zum Beat tanzen, alles um mich rum vergessen. Und dann so was...Blackout..
Was ist bloß passiert? Verdammt.
Ich verließ das Bad.
Und machte das Licht hinter mir aus.